FRANCESCO ROCCATO – MEINE GESCHICHTE

Rocco Forte Hotels

Wie hat Ihr Weg im Gastgewerbe begonnen?

„Ich habe meine Laufbahn 1995 als Chefkoch begonnen und bin dann F&B Manager geworden. Anschließend bin ich zunächst zum stellvertretenden Geschäftsführer und dann zum Geschäftsführer befördert worden. Ich habe in Kanada angefangen und bin dann nach Bermuda gegangen. Danach habe ich in Italien studiert und dort meinen Master gemacht, bevor ich in Spanien, den USA, Italien, London und dann wieder in Spanien gearbeitet habe. Jetzt bin ich abermals nach Italien zurückgekehrt. Ich bin mittlerweile beinahe ein Veteran im Gastgewerbe – 24 Jahre!“

Ist es üblich, dass man als Chefkoch anfängt?

„Nein. Die meisten Geschäftsführer kommen über die betriebliche F&B-Schiene zu ihrer Position, weil man dann die Vermögenswerte des Unternehmens von Grund auf versteht. Die Wirtschaftskrise 2008 hat dazu geführt, dass ich in den USA eine Doppelrolle übernahm, nämlich als Chefkoch und F&B Director. Da die Arbeit für eine Person zu viel war, habe ich kurzerhand meinen Sous-Chef zum Küchenchef befördert und mich auf meine Tätigkeit als Head of F&B konzentriert.“

Haben Sie in Italien das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein?

„Nein (lacht). Ich fühle mich auf der ganzen Welt zu Hause. Ich habe zwar einen italienischen Pass, aber ich bin ein Weltbürger. Aus Überzeugung.“

Was hat Sie an der Stelle des Geschäftsführers im Hotel de la Ville besonders gereizt?

„Ich wähle nie einen Job aus den üblichen Gründen. Ich entscheide mich für das Projekt und nicht den Ort. Diese Stelle habe ich gewählt, weil ich bei Rocco Forte Hotels tätig sein wollte. Dass sich das Hotel de la Ville als Top-Adresse in Rom etablieren wird, hat den Ausschlag dafür gegeben. Es ging mir nicht darum, in meine alte Heimat zurückzukehren – in Bezug auf ,Heimat‘ bin ich nicht besonders romantisch.“

Was sehen Sie als größte Herausforderung für das Hotel de la Ville?

„Die größte Herausforderung besteht darin, 200 Mitarbeiter, die noch nie zusammengearbeitet haben, unter einen Hut zu bringen, und zu beobachten, wie sie zu einem Team zusammenwachsen. Aber gerade das finde ich besonders bereichernd. Auch nicht ohne sind die hohen Erwartungen, die mit der Eröffnung des Hotel de la Ville verbunden sind – schließlich wird seit drei Jahren darüber gesprochen. Die Einwohner Roms warten gespannt darauf, einen neuen Treffpunkt zu haben, und diese Erwartungen müssen wir erfüllen. Aber wir gehen mit Leidenschaft und einem sehr starken Team an den Start. Ich denke, wir werden die Leute hier positiv überraschen.“

Wie wollen Sie den Erfolg messen?

„Nach zwei oder drei Jahren werden wir sehen, ob wir unsere Sache gut gemacht haben. Erfolg hat nur derjenige, der zielstrebig ist: Konsistenz, Spaß an der Arbeit, das Kommen und Gehen der Teammitglieder, all das sind wichtige Faktoren, wenn man ein tolles Gebäude in eine Top-Destination verwandeln möchte. Bei De Russie ist das bereits gelungen, und das Hotel de la Ville wird in seinen Fußstapfen folgen. Natürlich spielt anfangs auch der Reiz des Neuen eine Rolle, doch der kann sich schnell in Luft auflösen. Nur mit der richtigen Vision und der nötigen Ausdauer kann man langfristig erfolgreich sein.“


Was haben Sie im Gastgewerbe über die Welt gelernt?

„Ich habe gelernt, dass es viele wunderbare Menschen mit interessanten Geschichten gibt. Es lohnt sich, ihnen zuzuhören, denn viele sind einsam. Wenn man sich ein paar Minuten Zeit nimmt, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, kann man etwas Menschlichkeit vermitteln. Das Gastgewerbe ist eine der letzten Branchen, die diesen Aspekt noch nicht verloren haben. Heute ist ja fast alles automatisiert. Ich hoffe, dass ich den Menschen, die ich treffe, auch etwas mitgeben kann, denn sie geben mir eine Menge.“

Welche Qualitäten sollte ein erfolgreicher Geschäftsführer mitbringen?

„Humor. Und Einfühlsamkeit. Man muss ein guter Mensch sein, kein Diktator. Als Fußballfan nehme ich häufig Fußballer als Beispiel: Wenn du Weltmeister werden willst, musst du jeden Tag hart an dir arbeiten und dich verbessern. Ein Naturtalent zu sein, ist von Vorteil, aber man muss auch konsequent an sich arbeiten. Ronaldo ist das beste Beispiel. Er ist vielleicht nicht so talentiert wie Messi oder Maradona, doch er hat sich kontinuierlich nach oben gekämpft, und heute ist er die Nummer eins. Wenn man den Willen hat, gut zu sein, kann man sein Ziel erreichen. Und ein guter Geschäftsführer befähigt seine Leute dazu.“